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VOX FEMINARUM
ORF / OE1 / :: Kunstradio / 12th October 2003 / 11:05pm
:: Elfriede Jelinek - texts, voice
:: Ernst M. Binder - concept, voice
Josef Klammer - concept, EDV-music, bruitage
Elfriede
Jelinek, who has repeatedly reinvented herself, who, with almost
everything she writes, creates a new genre and which will result in her
never becoming an epigone, set out as an author with "pop". She has
always created new images of herself, has masked and unmasked herself,
which again was simply a new disguise; and has often published this
disguised character. So says Stefanie Carp from the Schauspielhaus in
Hamburg.
We somehow anticipate that we, too, speak and live in medial frames. We
imagine ourselves as subjects merely as an idea, historic luggage or a
wish. "Face your self-alienation" - who really likes to do that? But
Jelinek, the author, hasn't excluded herself from this postulation and
has humiliated her author-subject, collectivated it into the alienated.
The attempt to describe Robert Schumann by internalizing the person of
the composer must fail. Quote: "The housekeepers came and left
silently; nobody else is allowed here, nobody is allowed to talk when
I'm writing. Even if I'm not writing, nobody except myself is allowed
to talk." Personal experiences and fictive history result in silence:
"to be allowed to remain silent, for good; united with us."
In this radiophonic piece, Ernst M. Binder and Josef Klammer confront
the failure of this analysis with a biographical text of the author
Elfriede Jelinek which she has dedicated to her organ teacher Leopold
Marksteiner. This text, "Die Zeit flieht“ (Time is fleeing) is
read by the author and is the rhythmic, acoustic, and melodic basis of
the counterpointing composition. Brief sequences of syllables,
consonants, and vocals form an acoustic shape which sustains, supports,
and makes "Das Schweigen“ (The muteness) sound. Essences from
Clara Schumann's "Piano Concert in A minor" are the acoustic counter
pole, not only in a musical sense.
The hommage to Elfriede Jelinek's organ teacher Leopold Marksteiner "Die Zeit flieht" was read by the author herself.
The voice in "Das Schweigen" and the musical miniatures were generated by means of language synthesis software.
The excerpts from Jelinek's speach on the occasion of the award of the
Heinrich Heine Prize 2002, "Österreich. Ein deutsches
Märchen", were recited by Ernst M. Binder.
The musical references are taken from "Träumerei", Kinderszenen
Op.15 by Robert Schumann and were processed by Josef Klammer.
With kind support of :: SVOX, Zurich
VOX FEMINARUM
ORF / OE1 / :: Kunstradio / 12. Oktober 2003 / 23:05
:: Elfriede Jelinek - Texte, Stimme
:: Ernst M. Binder - Konzept, Stimme EDV-Musik, Bruitage
Josef Klammer - Konzept, EDV-Musik, Bruitage
Elfriede
Jelinek, die sich immer wieder neu erfunden hat, die mit fast allem,
was sie schreibt, ein neues Genre entwirft, weshalb sie nie epigonal
werden wird, hat mit "Pop" als Autorin begonnen. Sie hat immer neue
Bilder von sich erzeugt, sich maskiert und demaskiert, was wieder nur
eine neue Maskierung war; und sich in Maskierungen viel
veröffentlicht. Schreibt Stefanie Carp vom Schauspielhaus Hamburg.
Irgendwie ahnen wir, dass wir
auch in den medialen Rahmen sprechen und leben. Nur als Vorstellung,
historisches Gepäck oder Wunsch, imaginieren wir uns als Subjekte.
"Sieh deiner eigenen Selbstentfremdung ins Gesicht"; wer tut das schon
gerne. Aber sie, die Autorin, hat sich da nicht ausgenommen, und hat
ihr Autoren-Ich erniedrigt, in das Entfremdete hineinkollektiviert.
Der Versuch Robert Schumann zu
beschreiben, indem sie sich in den Komponisten hineinbegibt, muß
scheitern. Zitat: "Die Haushälterinnen kamen und gingen schweigend
niemand sonst darf da sein und sprechen, wenn ich schreibe. Auch wenn
ich nicht schreibe, darf keiner, außer mir, sprechen.“
Persönlich Erlebtes und fiktive Vergangenheit münden im
Schweigen: "endgültig schweigen dürfen, einig mit uns.“
In dieser radiophonen Arbeit
konfrontieren Ernst M. Binder und Josef Klammer das Scheitern dieser
Auseinandersetzung mit einem biographischen Text der Autorin, den sie
Ihrem Orgellehrer Leopold Marksteiner gewidmet hat. Dieser Text "Die
Zeit flieht“ wird von Jelinek selbst gelesen und ist rhythmische,
klangliche und melodische Grundlage der kontrapunktierenden
Komposition. Kurze Sequenzen aus Silben, Konsonanten und Vokalen
ergeben ein Klanggebilde, welche "Das Schweigen“ zum Klingen
bringt, trägt und stützt. Essenzen aus dem "Klavierkonzert in
a moll“ von Clara Schumann sind der akustische Gegenpol, nicht
nur in musikalischer Hinsicht.
Die Hommage an Elfriede Jelineks Orgellehrer Leopold Marksteiner "Die Zeit flieht" wurde von der Autorin selbst gelesen.
Die Stimme aus "Das Schweigen" und die musikalischen Miniaturen wurden unter Verwendung von Sprachsyntheseprogrammen generiert.
Die Ausschnitte aus Jelineks
Rede anläßlich der Verleihung des Heinrich-Heine-Preises
2002, "Österreich. Ein deutsches Märchen", wurden von Ernst
M. Binder rezitiert.
Die musikalischen Zitate stammen aus "Träumerei", Kinderszenen Op.15 von Robert Schumann, bearbeitet von Josef Klammer.
Mit freundlicher Unterstützung der :: SVOX, Zürich
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